Corona-Home-Kurs Nr. 5

Falls du Fotos deiner Arbeiten zur Besprechung einsenden möchtest, kannst du deine Handynummer via mail an pek@pekkele.ch senden. Du wirst danach in die WhatsAppChatgruppe „Corona-Home-Kurs“ aufgenommen.

Vorbemerkung: Im Unterschied zum Kurs „Schnelles Skizzieren unterwegs“,  der irgendwann wieder am Donnerstagabend stattfinden wird, geht es im Corona-Home-Kurs nicht um schöne Aquarelle an sich, sondern ums Schauen, Hinsehen, Beobachten, Verstehen, Erahnen und Umsetzen. Wer bereit ist, den Kontrolleur auf der Schulter in die Quarantäne zu schicken, kann die Zeit nutzen und ungehemmt ausprobieren. Das ist eine Chance!

Zusammenfassung der Rückmeldungen vom CHK Nr. 04
Thema war: „Selbstzensur ist Gift für die Kreativität“ (Zitat Felix Scheinberger)
Hach! Diese Pinsel-/Striche, diese Farbspiele, diese hingeworfenen Schatten! Diese Unvollkommenheit! Ich werde euch in Zukunft an diese Bilder erinnern. Ich freue mich an den begleitenden Kommentaren:
Von „Bin noch nicht sooo exakt im Malen wie ihr (heul!)“ bis „Hat riesigen Spass gemacht“ ist ein breites Spektrum, aber wagt es nicht, wieder in die Selbstzensur zurückzufallen, nur weil’s noch nicht perfekt genug ist. Die Perfektion kommt mit zunehmender Erfahrung und Erfahrungen können nur durch stetiges Anwenden entstehen.

Ich hoffe, euch damit etwas die Türe zum Experimentierraum geöffnet zu haben.

Damit zum neuen Thema
CHK Nr. 05          „Zeichne nicht, was du weisst – wisse, was du zeichnest“     25. Mai 20
„Das Sehen lernen ist die ‚Pflicht‘ – danach beginnen Sie mit der ‚Kür‘ und setzen Ihre Fantasie oder Kreativität ein…“  (Eckard Funck, in Richtig SEHEN & lockerSKIZZIEREN, TOPP).

Material: Dein Lieblingszeichenstift, egal was. Die Skizzen sollen einfarbig sein (ein Farbton ist natürlich auch gestattet, aber eben nur einer).

Liebe Kursteilnehmende,
Zeichnen ist immer auch eine Schule des Sehens: Wer zeichnet sieht mehr und klarer.
Machen wir daher diese Woche einen kleinen Test:
Zeichne auf ein Blatt Papier (Telefonnotizblock) eine Tanne! (Sehr schnelle Telefon-Skizze!).
Das ist Skizze Nr. 1

Schau dir im Internet Bilder von Tannen an und vergleiche sie mit deiner Tanne. Was fällt dir auf?
Sende unbedingt deine Skizze der Tanne aus der Vorstellung anschliessend mit ein.
Es wird lustig sein, die Sammlung aller Klischeevorstellungen einer Tanne zu betrachten 🙂

Nun zur eigentlichen Übung: Zeichnen was du siehst. 
Zuerst eine Vorübung:
Zeichne aus der Vorstellung/Erinnerung ein Motiv, das sich in deiner näheren Umgebung befindet.
Das kann ein einzelner Baum, eine Gruppe oder eine Landschaft (auch Hausgruppe) sein (auch die Skizze nach einer Foto, einer solchen Landschaft ist möglich). Betrachte dein Motiv aber vorher NICHT noch einmal in der Realität.
Erinnere dich an das Wesentlich, an das, was dir dazu einfällt, was du davon im Moment weisst!
Was ich bei meinem Motiv weiss, sind die typischen Knoten in den Platanen und die verdrehten Äste und irgendwo ein Haus.
Das ist Skizze Nummer 2


Lege diese Skizze beiseite und gehe danach zum realen Motiv hinaus (Resp. suche ein Foto aus. Erstelle nun eine neue Skizze, nach der Natur – denke daran, eine Skizze und nicht ein Gemälde soll es sein!
Betrachte zuerst in aller Ruhe dein Motiv. Bestimme den Ausschnitt, den du erfassen willst. Schaue, was das Wesentliche ist, versuche eine Bildaussage zu finden (s. Schnelles Skizzieren, Skript Seite 5, 4 Schritte zur Skizze). Zeichne nun, was du siehst.
Was ich sehe sind Platanen im Gegenlicht. Austreibende, dicke Laubknoten. Schlangenartige Formen der Äste, die dick wie Stämme sind. Das Haus verschwindend klein im Vergleich zu den mächtigen Bäumen.
Das ist Skizze Nummer 3
Ein Vergleich der beiden Skizzen macht deutlich: Formstudie heisst nicht zeichnen, was man weiss, sondern wissen, was man zeichnet. Jede Form hat ihre eigene Bewegung und soll mit dem Zeichenstift nachvollzogen werden.
Tipp: Mach mit dem Handy ein Foto deines Motivs, damit du anschliessend nicht dauernd zum Motiv hinaus pilgern musst. Du kannst das Foto auch benützen um deine Fehler beim Skizzieren vor der Natur zu kontrollieren, indem du das Foto auf dem Kopf stehend (Foto, nicht Du) abzeichnest. Manche erinnern sich an das verkehrtherum Abzeichnen der Tiere.
Meine Bildaussage ist das schlangenartige Spiel der Äste. Ich will die knorrigen Astenden zeigen, die oben breiter als unten zu sein scheinen. Die Bäume scheinen sich zu bewegen, zu ‚tanzen‘. Die überarbeitete Skizze ist Nummer 4

Zum Schluss noch ein Tipp: Bei einem Baum drückt sich das Wachstum nicht nur in der Verjüngung der Äste gegen die Spitze hin aus, sondern auch in ihrer Stellung am Stamm gegenüber den Zweigen draussen in der Krone. Bestimmte Bäume zum Beispiel erkennt man von Weitem schon an ihrer Form. Zeichne Bäume und keine geraden Striche mit einer Lockenperücke darüber.

Ich wünsche euch eine gute Woche, wiederum viel Spass und freue mich auf eure Skizzen 🙂
Gute Gesundheit
herzlich pek

PS: Bitte sende Skizze 1 separat. Von den anderen genügt die Skizze aus der Vorstellung (Nr. 2) plus die überarbeitete Skizze (Nr.4).