Corona-Home-Kurs Nr. 2

Zusammenfassung der Rückmeldungen vom MB-C Nr. 01

Danke für die Einsendungen. Die Auseinandersetzung zwischen ‚harmonisch‘ / ‚wenig glücklich‘ und mit dem Schwerpunkt des Bildes ist schön zu sehen. Interessant ist, dass es beim Fotografieren schwerer fällt ‚Fehler zu produzieren‘. Beim Foto wird fast automatisch der Schwerpunkt richtig gefunden, weil ja der Blick durch den Apparat automatisch den Motivsucher einschliesst. Vor dem Skizzieren muss man sich selbst den Motivsucher manuell einschalten. Das Gefühl für ein ausgeglichenes Bild ist vorhanden. Nun gilt es, dies bereits im ‚Briefmarkenstadium‘, resp. in der Vorskizze zu berücksichtigen.

Für neu Teilnehmende noch einmal der Hinweis

Jetzt zum neuen Thema
MB-C Nr. 02                                       ‚Sei locker und habe Freude‘                                  4.Mai 20 „Skizzen sind der Versuch, gedankliches Chaos zu entwirren und Überlegungen zu fixieren, ehe sie sich im Laufe allen Nachdenkens überschlagen oder sich schon wieder in Unschärfe verflüchtigt haben. Jeder kennt es: Wie schnell ist das, was eben noch glasklar vor dem inneren Auge erschien, schon wieder verloren.“  (Prof. Ute Helmbold, WS 2011/12)
Liebe Kursteilnehmende,
‚Die Angst des Kontrolleurs auf der Schulter vor dem falschen Strich‘ ist kein Titel eines Romans von Peter Handke, sondern bezeichnet die unterschwellige Angst des Zeichners davor, dass handwerkliches Unvermögen vom Betrachter mit intellektuellem Unverstand gleichgesetzt werden könnte. Neben ‚Zeitmangel‘, ‚ungünstiger Mondphase‘ und anderen Ausreden ist dieser ‚Kontrolleur‘ einer der Hauptgründe um NICHT zu zeichnen.
Ziel dieser Kurswoche ist es, Argumente FÜR das schnelle Skizzieren in den Vordergrund zu stellen.
Die Situation wie im Zitat von Frau Prof. Ute Helmbold beschrieben, kennen alle aus eigener Erfahrung bestens. Die Idee, wie das Bild aussehen sollte verschwindet, je näher der Stift dem leeren Zeichenblock kommt …und schon streckt sich die Hand beim ersten Strich nach dem rettenden Radiergummi aus. Daher bedarf es einer kurzen Klärung, was Skizzen sind:
– Skizzen heissen Skizzen, weil sie nie ein fertiges Bild sein wollen, sondern sich spontan einer Bildidee nähern wollen.
– Skizzen sind Anfänge, sind Sortierung von Gedanken – dazu muss man sich vorher jedoch solche gemacht haben (s. Skript Seite 5, vier Schritte zur Skizze).
– Skizzen dürfen korrigiert, aber nicht kopiert werden.
– Skizzen enthalten Zufälle, die oft erst zu einem späteren Zeitpunkt ‚entdeckt‘ werden, sind aber nie zufällig in ihrer Entstehung. Skizzen zeigen was es mir wert ist, festgehalten zu werden.
Von vielen Anleitungen zum Zeichnen und Skizzieren wird immer wieder betont:
Arbeite unbeschwert und locker. Habe Spass bei deinem Tun!!! (Als Imperativ, mit drei Ausrufezeichen). Etwas anderes kommt nicht in Frage.
Wenn du zweifelst an deiner Idee, an deinem Strich, an deinem Wissen und Können, bist du halt noch etwas verklemmt. Das ergibt sich aber mit der Zeit von selber. Mach einfach weiter und habe Freude.
Die Realität ist aber gewöhnlich nicht so und daher wollen wir uns diese Woche
dem Thema ’sei locker und habe Freude‘ widmen.
Damit es nicht zu einfach wird, stelle ich gleich an den Anfang eine Bedingung:
Es darf nie nur ein einziger Stift, eine einzige Technik zur Anwendung kommen.
Wechsle ab, kombiniere, probiere aus. Es geht hier nicht um schöne Bilder. Deine Einsendungen auf WhatsApp sollen Spuren deiner Suche zeigen. Mache Skizzen NICHT ‚Bildchen‘.
Angenommen, du bist unterwegs in der Absicht etwas zu skizzieren. Du hast dich bereits für das WAS entschieden. Nun stehst du vor der nächsten Entscheidung: Das WIE …und hier beginnen dann die Probleme. Zum WAS hast du bereits eine geistige ‚Briefmarke‘ erstellt und weisst, was aufs Papier soll (Bildbegrenzung, Standort, Perspektive, Aussage, Bildidee, Bildschwerpunkt sind geklärt). Zum WIE hast du erst eine Ahnung. Es könnte eine Bleistiftskizze werden, aber vielleicht auch etwas Farbe dazu? Farbstifte? Aquarell? Schauen wir einmal, was der ‚Chef‘ sagt…
Achtung Fehler! Der Chef bist jetzt Du, nicht der Kontrolleur auf der Schulter und nicht der Kursleiter.
Soviel zur Theorie.
Nun endlich zum Thema und zur Praxis.
Lockerheit hat mit deiner momentanen inneren Verfassung zu tun. Spüre sie auf und stell dir vor, du stündest in einer Confiserie und dürftest von der Auswahl 3 Pralinen auslesen (Fluch? oder Segen?). Nach den gleichen Kriterien darfst du die folgende Übung angehen. Spüre in dir, auf was du gerade Lust hast (Truffes? Cognac? Ananasstücke mit Schokolade und Zuckerguss? und, und, und…?)
Übung Tunnelblick
Von deinem Lieblingsstuhl aus gesehen – egal ob aus dem TV-Sessel oder vom Arbeitsstuhl oder vom Gartenstuhl aus, richte den Blick auf eine Situation, die dir gerade gefällt.

Nimm deinen Bildausschnitt nicht zu gross, nicht zu breit und jetzt
– entspanne dich und fühle dich in die Situation ein
– kläre, was und wieviel du erfassen willst (du kannst bis auf Details auf dem Tisch vor dir zoomen)
– verschaffe dir mit einer Miniatur (Briefmarke) einen Überblick der Situation
– prüfe beim Umsetzen deiner Idee immer wieder, ob deine angestrebte Aussage (noch) erkennbar ist.

 

– Hast du dich entschieden, beginne mit einer ersten, feinen Bleistiftskizze.

Achte auf den Lichteinfall, akzentuiere mit weicherem Bleistift, verschmiere, schummere, verwasche… Die Entscheidung bleibt bei dir. Vielleicht hast du Lust, auch Farbe hineinzubringen? Mache daher eine zweite Skizze und nimm Farbe (Farbstifte? oder Kreide?) dazu. Zeichne eine dritte Skizze und bringe Farbe mit anderen Mitteln (Aquarell? oder Farbstifte mit Wasser vermalen? mit Pinsel oder den Fingern?) dazu. Vielleicht magst du am Schluss mit Kohle oder Fineliner die Konturen nachziehen? Schraffieren auch ein Thema?

Zum Schluss suchst du dir einen ausgewogenen Ausschnitt, indem du die Ränder beschneidest: Frage dich ob das Bild im Gleichgewicht ist, die Farben im Bild ausgewogen sind und ob deine innere Vorstellung einigermassen dem Betrachter vermittelt wird?

Du merkst, auch hier geht’s nicht darum, dass du ein ’schönes‘ Bildchen erzeugst. Je mehr du ausprobierst, umso mehr kannst du später selber entscheiden, mit was – und ob – du deine Skizzen noch ergänzen willst. Probiere aus, arbeite, schmiere, zeige Spuren.
Das mehrmalige Neuzeichnen (NICHT Kopieren!) der Situation hilft dir, schneller zu arbeiten, das Gesehene besser zu erfassen, zu vereinfachen, das Wesentliche herauszufiltern.

In diesem Sinne wünsche ich euch allen eine genussvolle Woche.

Eure Resultate – Bitte keineschöne Bildchen‘  senden – könnt ihr gerne via WhatsApp ’schnelles Skizzieren unterwegs‘ einsenden. Ich stelle davon im nächsten Newsletter wieder eine Übersicht zusammen.

 

Herzliche Grüsse pek